Autismus in Äthiopien
Autismus in Äthiopien verhält sich nicht anders, als überall sonst auch auf der Welt. Tritt Autismus jedoch in Kombination mit Armut auf, wird er für die betroffenen Familien zu einer unerträglichen Last. Viele Eltern autistischer Kinder in Äthiopien trennen sich – die Mütter bleiben meist alleinerziehend. Oftmals enden sie in Armut und werden nicht selten depressiv. Mit einem langfristig angelegten Austausch zwischen therapeutischem Fachpersonal aus Deutschland und Äthiopien, möchten wir das fachliche Wissen im Lande über die Förder- und Therapiemöglichkeiten von Kindern mit Autismus verbessern und äthiopische Familien mit autistischen Kindern stärken.
In Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba befinden sich vier Zentren zur Förderung autistischer Kinder, ein weiteres Zentrum wurde mittlerweile in Hawassa (ca. 300 km südlich von Addis Abeba) eröffnet. Dies sind die einzigen Einrichtungen dieser Art im ganzen Land. Die Zentren wurden in Eigeninitiative von Müttern autistischer Kinder gegründet und agieren heute als staatliche anerkannte NGOs. Im Nehemiah Autism Center werden beispielsweise derzeit rund 60 Kinder von 20 Betreuer:innen geschult. Auf den Wartelisten dieser Einrichtungen stehen aber an die tausend Namen von Kindern, die gerne Förderung erfahren würden.
Bei Recherchen haben wir alle vier Autismuszentren in Addis Abeba besucht und festgestellt, woran es vor allem mangelt: an fachlicher Qualifizierung und kontinuierlicher Weiterbildung des Personals in den Einrichtungen. Es gibt derzeit in Äthiopien leider noch keine praxisnahe Ausbildung für Psycholog:innen, Heilpädagoge:innen, Sozialpädagog:innen, Erzieher:innen, etc mit dem Schwerpunkt Autismus, sondern lediglich einen allgemein ausgerichteten Studiengang für Sonderpädago:innen.
Nachdem wir unser Projekt zunächst aufgrund von Corona – dann wegen dem Bürgerkrieg in Äthiopien, mehrmals verschieben mussten, fand vom 2. bis zum 10. Juli 2022 endlich unsere langersehnte Autismus-Woche in Addis Abeba statt. Laura Vogt und Jennifer Wiegelmann waren als Expertinnen für den Autismus Köln/Bonn e.V. mit dabei. Ermias Belai, aus unserem Verein, begleitete die beiden Expertinnen vor Ort. Projektleiterin in Addis war Biruh Misganaw – Teketayi Abebe half beim Dolmetschen und moderierte.
Bei Workshops im Nehemiah- sowie im Joy-Autism-Center fand ein reger Austausch zwischen den deutschen Expertinnen mit dem Kolleg:innen aus Äthiopien statt. Themen waren u.a. Therapieansätze wie TEACCH, Kommunikationsförderung mit Bildkarten in Anlehnung an PECS, oder ABA. Zudem konnten wir an jedes Center auch einen Laptop mit Drucker, sowie die Software METACOM liefern und vor Ort Therapeut:innen in die Arbeit mit der Software einweisen. Ausserdem wurden für die Einrichtungen Batteriespeicher zur Überbrückung von Stromausfällen angeschafft.
Nach Beendigung des Projektes findet nun einen regelmäßiger Austausch zwischen den Therapie-Zentren in Addis Abeba und Köln statt. Zu einem Jour fixe werden Video-Konferenzen durchgeführt. In den Konferenzen kann es um spezielle Fallbesprechungen gehen, aber auch um andere Themen – wie z.B. interne Abläufe und Managementfragen der Zentren.
Projektdaten
Projektzeitraum: 2019 – 2024
Partner:
– Autismus Köln/Bonn e.V.
– Nehemiah Autism Center, Addis Abeba
– Joy Autism Center, Addis Abeba
Projektleitung Deutschland: Ermias Belai und Thomas Berghaus
Projektleitung für den Autismus Köln/Bonn e.V.: Carmen Wöhler
Expertinnen Deutschland: Jenny Wiegelmann und Laura Vogt
Projektleitung Addis Abeba: Biruh Misganaw
Projektbegleitung Addis Abeba: Teketayi Abebe
gefördert durch die GIZ – Förderangebot zur Stärkung des entwicklungspolitischen Engagements von Diaspora-Organisationen.












