Dietmar Noworzyn: »Schwebezustände«

Kürten – Endlos ist der Büttenkarton, den Dietmar Noworzyn ausrollt auf der Balkonterrasse – für das Repro des Fotografen. Langsam entwickelt sich unter grauem Himmel auf dem zwei mal zwei Meter großen Blatt eine apokalyptische Szene: „Das Boot“ – langsam gleitet es dahin, auf dem Deck Menschen, ausgemergelte Gestalten. „Eine Gesellschaft, die langsam verhungert und hofft, dass noch etwas kommen könnte“, sagt Dietmar Noworzyn kurz und knapp über diesen großen Holzschnitt, einerseits fließend wie japanische Kalligraphie, andererseits spröde wirkt wie die Dürer’sche Bildsprache. Mehr sagt der Künstler nicht über dieses Werk. Worte sind nicht so sein Ding, reden und schreiben sollen andere über seine Kunst. Und dann fallen die ersten Tropfen aus dem grauen Himmel. Ruhig rollt Noworzyn den großen Holzschnittdruck zusammen. Ein paar Tropfen auf solch einem Jahrhundertwerk? Er zuckt mit den Schultern. Warum nicht? Im Archiv holt er eine weitere Rolle hervor, auch so ein riesig großes Werk: „Holunde“, eine hübsche Hexe mit rätselhaften Augen, märchenhaft eingepackt in der fließenden Ornamentik eines Holunderbaums. Wieder ein Bild, das eine Geschichte erzählt. Wie auch das Bild „Fisch und Pfahl“ mit dem Fisch, der sich durch eine ausgewaschenen, gespaltenen Holzpfahl schlängelt – der vordere Körper voller Leben, der hintere Teil abgenagt bis auf die Gräten. „Der meint, er lebt noch, dabei ist er hinten schon tot“, sagt Noworzyn.

Vite

Dietmar Noworzyn.

Geboren am 12.12.1939 im jetzigen Polen.
Umsiedlung nach Hameln (Niedersachsen), dort Schule und Ausbildung als Dekorationsmaler.
Studium an der Werkkunstschule Zürich (Freie Grafik und Cartoon).
Seit 1961 in Leverkusen.
Seit 1961 als freiberuflicher Künstler tätig.
Kurzzeitige Beschäftigung mit Werbegrafik und Karikatur, später Konzentration auf „freie Kunst“.
Im Honorarvertrag Dozent an der Volkshochschule und Jugendkunstschule Leverkusen.
Kreativgruppenleitung Jugendvollzug Siegburg und sonstige kunstpädagogische Arbeit.
Seit 1985 Leiter der Jugendkunstschule Leverkusen.
Seit 1974 intensive Arbeit in den Techniken: Radierung, Lithographie, Serigraphie und Holzschnitt.
Daneben Objektkunst, Fassadenmalerei u.a.
Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler.
1983 als Vertreter des Bundesverbandes Teilnahme an einer internationalen Akademie des bulgarischen Berufsverbandes.
1982 erster Preis der Satirebienale Gabrovo (Bg) internationales Satiremuseum.
1985 Künstler des Jahres der finnischen Stadt Olulu.
1979 bis 1989 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Leverkusener Künstler e.V.
1987 Preis der Grafik Biennale Varna (Bulgarien)
1986-1988 Aufbau eines Kleinkunsttheaters und einer Satiregalerie.
Veröffentlichungen und Mitarbeit (Karikaturen / Illustrationen) in verschiedene Zeitungen, Journalen sowie bei Verlagen.
Unter anderem: Tendenzen, Gandalf (Niederlande), Eremiten-Presse, Juvarum (Wien), Langenscheidt-Longman Verlag.
Seit 1991 wohnhaft im Bergischen Land.

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